Guerilla-Marketing ist keine verbotene Untergrundbewegung!
Guerilla-Marketing ist mehr als nur unkontrollierter Aktionismus, wie es von manchen selbst ernannten Marketingspezialisten immer gern gesehen wird. Es ist erwachsen geworden und hat seine „Sturm und Drang Zeit“ hinter sich. Es eröffnet den gedanklichen und kreativen Horizont für unkonventionelle und freche Maßnahmen, welche am Markt und bei der Zielgruppe höchste Aufmerksamkeit erregen.
Wirtschaftszeit: „Wo liegt die Wiege des Guerilla-Marketing?“
Dr. Wolfram Auer: „Guerilla-Taktiken kennen wir schon aus der Antike, über die Bauernaufstände bis hin zu Ernesto Che Guevara Lynch de la Serna, welcher diese folgendermaßen beschrieb: „Als ultimatives Ziel gilt der Sieg über den Feind, durch Einsatz von Überraschungseffekten und höchster taktischer Flexibilität!“ Die Implementierung des Ansatzes in das Marketing erfolgte Mitte der sechziger Jahre in den USA, als sich der Wandel vom Verkäufer- zum Käufermarkt vollzog. Als eigentlicher Begründer gilt Jay Conrad Levinson, welcher 1983 sein erstes Buch zu diesem Thema veröffentlichte. Man suchte nach Strategien, die nicht mehr ausschließlich auf Größeneffekten wie Marktmacht und Kapitalkraft eines Unternehmens beruhten.“
„Stattdessen wurde vermehrt auf die Wirkung von Einfallsreichtum, Unkonventionalität und Flexibilität gesetzt, welche gerade in klein und mittelständischen Unternehmen zu finden waren und heute noch sind. Mittlerweile haben aber auch die Marketingspezialisten der „big player“ erkannt, dass Konzerne auch nur große kleine Unternehmen sind und sehr viel vom Guerilla-Marketing profitieren können. Richtig los ging es erst Anfang der 90iger Jahre, wobei hier die neuen Technologien für einen zusätzlichen Schub sorgten.“
Wirtschaftszeit: „Welchen Instrumenten bedient sich das Guerilla-Marketing?“
Dr. Wolfram Auer: „Der geneigte Guerilla-Marketer spricht in diesem Zusammenhang von den vier Kategorien der Guerilla-Waffen und zwar vom „Low-Budget Marketing“, vom „Online bzw. Mobile Marketing“ (wie z.B. Viral, Buzz, Chat Attack, Blogging), vom „Offline Marketing“ (wie z.B. Sensation, Ambient oder Ambush) und vom strategischen Guerilla Marketing, welches Instrumente beinhaltet, wie beispielsweise das Trendscouting, die nicht der Kommunikationspolitik zugerechnet werden können.“
Wirtschaftszeit: „Werden diese Instrumente bei uns auch schon eingesetzt?“
Dr. Wolfram Auer: „Fragen Sie doch unsere Kunden, welche Ideen wir ihnen geben und welche Instrumente wir bei ihnen eingesetzt haben!“
Wirtschaftszeit: „Herr Baier, welche Guerilla-Taktiken setzen Sie als Marketingleiter der Vorarlberger Volksbank ein?“
Gerwin Baier: „Wir bringen eine gezielte Kombination aus „Ambient- und Sensation-Marketing“ im Jugendsektor zur Anwendung, wobei dies vor allem bei der Kooperation mit dem neuen Unterhaltungszentrum A 14 in Lauterach oder bei den Reisen zu den Hip-Events wie dem „Air & Style“ in München und zum „Freestyle-CH“ in Zürich perfekt funktioniert.“
Wirtschaftszeit: „Herr Heine, was verwendet der Direktor des Hotels „Martinspark“ in Dornbirn aus dem reichhaltigen Instrumentenschatz des Guerilla-Marketing?“
Peter Heine: „Wir eröffnen uns durch Unerwartetes neues Kundenpotenzial! Dabei versuchen wir mittels einer direkten emotionalen Ansprache unsere Marke in den Köpfen unserer Gäste stärker zu verankern. Unsere Events unter dem Titel „Friday Night Fever“ gehören ganz klar in den Bereich „Sensation-Marketing“, oder kennen Sie ein Hotel in unseren Breiten, in dem jemals ein „Funk-Konzert“ gespielt wurde?“
Wirtschaftszeit: „Herr Schlögl, wie lange beschäftigen Sie sich schon als Chef des „Hofgarten“ Cafés/Restaurants und „Stadtcafés“ in Innsbruck mit den Möglichkeiten des Guerilla Marketing?“
Hannes Schlögl: „Eigentlich schon seit der Übernahme des Hofgartens gelang es uns immer wieder sehr hohe Aufmerksamkeit bei unserer Zielgruppe zu erreichen. Unsere Maßnahmen im Bereich des Online-, Mobile- und Offline-Marketing zeichneten sich immer durch Außergewöhnlichkeit und Ideenreichtum aus. So gelang es uns in kurzer Zeit die „In-Lokale“ zu werden, die wir immer noch sind. Und mittlerweile gibt es uns schon fast 10 Jahre.“
Wirtschaftszeit: „Wir danken für die Interviews!“
Dr. Wolfram Auer: „Übrigens, wie hieß es immer bei der „Sendung mit der Maus“? – „Und dies war Guerilla-Marketing in Reinkultur!“